Senioren und Haustiere – Eine Gemeinschaft, von der beide Seiten profitieren


 

Viele Menschen fühlen sich im Alter einsam und ohne Aufgabe. Die Kinder sind schon längst selbstständig, der Partner ist eventuell bereits verstorben und die Zeit der Berufstätigkeit ist auch vorbei. Haustiere spenden hier Gesellschaft, geben ihren Haltern das Gefühl, gebraucht zu werden, und halten sie auf Trab.

Im Alter fällt vieles weg, das früher das Leben ausgemacht hat. Für Personen, die es früher als ihre Lebensaufgabe betrachtet haben, den Kindern in ein eigenständiges Leben zu verhelfen, geht mit zunehmendem Alter etwas verloren – vor allem, wenn die erwachsenen Kinder weit weg ziehen. Hat der Beruf eine wichtige Rolle im Leben gespielt und der Aufbau einer Karriere ihm den Reiz gegeben, so wird die verdiente Rente eventuell nicht immer als Segen betrachtet. Viele leben zudem alleine und es fehlt ihnen mitunter an Energie, um sich bewusst Tätigkeiten zu widmen, bei denen sie in Kontakt mit Menschen kommen. Oft mangelt es an Reizen und Abwechslung, was sich auf das Gemüt negativ auswirken kann. Hier kann sich die Anschaffung eines Haustiers als genau die richtige Entscheidung herausstellen.

Egal, ob Hund, Katze oder Kleintier: Haustiere brauchen Pflege und Zuwendung und zugleich geben sie sehr viel. Liegt zum Beispiel die Katze auf dem Schoß und lässt sich streicheln, wirkt sich zugleich auch ihr Schnurren beruhigend auf den Halter oder die Halterin aus. Es senkt nachweislich den Blutdruck und sorgt für die Ausschüttung des Glückshormons Serotonin. Beim Streicheln selbst kommt es, egal bei welchem Tier, zudem zur Bildung des Bindungshormons Oxitocin, das für Gefühle wie Vertrauen und Zuneigung sorgt.

Haustiere können so auch dafür sorgen, dass ihre Halter weniger wahrscheinlich an einer Depression erkranken oder unter anderen psychisch bedingten Problemen wie Schlafstörungen leiden. Das liegt auch daran, dass die Tiere ihre Halter daran hindern, sich zurückzuziehen und in Passivität zu verfallen. Besonders gilt das für Hunde, die regelmäßig ausgeführt werden müssen. Auf diese Weise bleiben auch ihre Halter in Bewegung, was sich sehr positiv auf die Gesundheit auswirkt und verschiedensten Krankheiten vorbeugt. Zudem kommen Hundehalter deutlich wahrscheinlicher in Kontakt mit anderen Menschen als Personen, die ohne Tier oder sogar überhaupt nicht spazieren gehen. Doch auch andere Tiere brauchen Zuwendung und Pflege und halten ihre menschlichen Mitbewohner somit aktiv. Diese regelmäßige Beschäftigung mit ihren Tieren gibt Senioren in ihrem Alltag wieder Stuktur.

Trotzdem schrecken viele Personen in höherem Alter davor zurück, sich ein Tier anzuschaffen, obwohl der Gedanke sie anspricht. Sie fürchten sich vor der Ungewissheit, was aus dem geliebten Tier wird, wenn sie sich eines Tages durch Krankheit oder sogar Tod nicht mehr um sie kümmern können. Dabei können Haustiere sogar eine Motivation für erkrankte Halter sein, möglichst schnell wieder gesund zu werden. Eine Hemmschwelle könnte trotzdem dadurch beseitigt werden, dass ein Tier angeschafft wird, das ebenfalls bereits betagt ist. Das verringert die Wahrscheinlichkeit, dass das Tier seinen Halter überlebt und stellt zudem ein gutes Werk am Tier dar, weil sich die Vermittlung älterer Tiere ansonsten oft schwierig gestaltet. Außerdem bedeuten ältere Tiere weniger Arbeit, weil sie nicht mehr erzogen werden müssen.

Angehörige können Senioren zusätzlich eine Sorge abnehmen, indem sie sich bereiterklären, das Tier im Falle des Falles bei sich aufzunehmen beziehungsweise indem sie jemanden finden, der dies tun würde. Sie sollten jedoch dringend davon absehen, ein Tier einfach zu besorgen und es dem Verwandten zu schenken. Dieser könnte sich überrumpelt fühlen und das Tier ablehnen oder es nur aus Gefälligkeit bei sich aufnehmen – beides bedeutet unnötigen Stress für das Tier. Die Anschaffung eines Tiers sollte gut überlegt sein, wobei auch, gegebenenfalls gemeinsam mit Angehörigen, bedacht werden sollte, welches Tier beziehungsweise welche Rasse am besten geeignet erscheint.

Besonders Hunde bringen, wie bereits erwähnt, den Vorteil, dass sie ihre Halter durch das tägliche Gassi gehen in Bewegung halten. Der Bewegungsdrang ist dabei bei unterschiedlichen Rassen verschieden stark ausgeprägt, sodass einigen Tieren das reine Spazieren nicht ausreicht. Sie wollen gefordert werden. Je nach Rasse sollte also genau bedacht werden, ob diesem Bedürfnis entsprochen werden kann. Im Zweifelsfall sollte eine ruhigere Rasse bevorzugt werden. Besonders, wenn häufig Enkel zu Besuch kommen, ist es wichtig, dass eine Verträglichkeit mit Kindern abgeklärt wird. Wer nicht mehr in der Lage ist, lange Spaziergänge zu unternehmen, für den ist hingegen eine Katze möglicherweise geeigneter.

Kleinere Tiere sind oft weniger zum Streicheln geeignet, was das Entstehen einer emotionalen Bindung deutlich erschweren kann – das gilt besonders für Fische. Zudem macht das regelmäßige Reinigen des Käfigs oder des Aquariums viel Arbeit. Trotzdem kann sich das Beobachten von Fischen beruhigend auswirken und das Gezwitscher von Vögeln kann wieder mehr Lebendigkeit ins Haus bringen. Vögel sollten jedoch nicht nur im Käfig gehalten werden, sondern gelegentlich auch durch die Wohnung oder das Zimmer fliegen dürfen. Senioren, die sich nicht mehr gut bücken und strecken können, fällt es unter Umständen schwer, die Tiere dann wieder einzufangen.

Wer sich nicht vorstellen kann, ein eigenes Tier zu halten, aber trotzdem nicht auf tierische Gesellschaft verzichten möchte, der kann darüber nachdenken, auf andere Tiere aufzupassen. So können Senioren Familienmitgliedern oder Nachbarn, die Tiere haben, anbieten, gelegentlich mit diesen Gassi zu gehen oder auf sie aufzupassen, wenn die Halter im Urlaub sind. Eine andere Möglichkeit besteht darin, bei einem Tierheim anzufragen. Dort gibt es die Möglichkeit, Hunde ehrenamtlich auszuführen oder sich mit den Katzen zu beschäftigen. Dies ist auch für die Tiere eine willkommene Abwechslung.

Egal, ob als feste tierische Mitbewohner oder nur besuchsweise: Haustiere tun Menschen im Alter oft sehr gut – das gilt für die physische Gesundheit ebenso wie für das seelische Wohlbefinden. Und dasselbe trifft auch umgekehrt zu. Besonders Senioren haben viel Zeit, sich mit ihren Lieblingen zu beschäftigen und für sie da zu sein. Es handelt sich also um eine Gemeinschaft, von der beide Seiten profitieren.